Rezension von Oliver Guntner

KULTURKOLORIST

Adriane Meinhardt: In vitro Veronica

Erfrischend frech präsentiert Frau Meinhardt ihr satirischen Debüt, eine Sammlung von Kurzgeschichten, Reise(vorbereitungs)berichten oder wahrlich merkwürdigen Gedankenspielen. Die Autorin unterhält uns mit 21 Beiträgen, denen nur eines gemeinsam ist: Ein wiederkehrender Tenor reich an Witz, abgeschmeckt mit einer Spur Sarkasmus.

 

Sei es der nicht ganz nach Sitte ablaufende Singkreis in einer Gruppe Demenzkranker, der intellektuelle Hochgenuss eines Wagner-Festspiels oder das alltägliche Ausfüllen eines Fragebogens in einer Zeitschrift der Regenbogen-Presse – Frau Meinhardt gibt der Situation immer zwinkernd eine unerwartete Richtung.

 

Sie spielt mit Klischees ebenso wie mit regionalen Absonderlichkeiten, referenziert die Popkultur ebenso treffsicher wie sie subtil der Politik eine Grenze zieht. Ihre Geschichten gewinnen durch eine Realität, die sich durch eine authentisch schreibende und uns mitfühlen lassende Autorin aufbaut.

 

Auch wenn der Titel der Sammlung „In vitro Veronica“ der ersten Geschichte zuzuordnen ist, erinnert er nach der Lektüre etwas an das Amen in der Kirche. Vielleicht liegt es daran, dass man vorher nicht glaubt, Satire könnte auch ohne den modernen (politischen) Informationsauftrag auskommen, den viele heute bei ihr sehen. Frau Meinhardt zeigt, dass es in allen Lebenslagen genug Möglichkeiten gibt, über die wir uns amüsieren dürfen.

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